Viewing page 360 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

84 Dritter Abschnitt. 

Man hat aber bei den Widerscheinen hauptsächlich folgende Grundsätze zu beobachten: Eigentlich verbreitet jeder sichtbare gefärbte Körper sein Licht, das ist, seine Farbe auf alle, um und neben ihn stehende Gegenstände, aber die Wirkung des Widerscheines ist nur unter gewissen Umständen merklich, und diese muß man aus der allgemeinen Theorie des Lichts beurtheilen.

Je heller und brennender das Licht an sich selbst ist, desto größer ist auch die Erleuchtung eines Körpers, und folglich geben die hellsten Farben, nämlich die, darinn das meiste Weiß gemischt ist, die stärksten Widerscheine, weil das weiße Licht das stärkste ist.

Es versteht sich aber von selbst, daß auch die Größe der hellen Masse zur Stärke der Widerscheine in Betrachtung kommen müsse.  Hat also der Maler irgend eine im dunkeln Schatten liegende Stelle zu beleben, so muß er einen hellen Gegenstand so setzen, daß er durch einen Schein die dunkeln Schatten durch Widerscheine beleuchte.  Wer nur einigermassen mit der Ausübung der Kunst bekannt ist, begreift leicht, was für Schwierigkeiten dieses in der malerischen Anordnung der Gemälde verursachet; denn eben diese hellen Stellen verbreiten auch ihre Widerscheine auf halbdunkle, auf die sie leicht zu starken Einfluß haben können.

Je näher das Licht an dem zu erleuchtenden Gegenstande stehet, um so viel größer ist die Erleuchtung des Körpers.  In diesem Falle muß man die Entfernung des hellen Gegenstandes von dem dunkeln, welcher den Einfluß der Widerscheine genießen soll, bestimmen.  Was dem Hellen an Stärke fehlet, kann durch die Nähe ersetzt werden.  Eine mittelmäßige helle Stelle nahe an einer dunkeln, wie z. E. eine helle Stelle auf der Schulter gegen den Schatten am Halse, kann schon hinlängliche Widerscheine geben.

Je gerader das Licht auf die Fläche eines Körpers fällt, um so viel ist auch die Beleuchtung eines Körpers größer.  Dieser Satz verdient ebenfalls zur Vermehrung oder Verminderung der Widerscheine in Betrachtung gezogen zu werden.  Wäre die helle Stelle zu stark oder zu schwach, als zur Beleuchtung der Schatten erfordert wird, und der Maler könnte sich nicht anders helfen, so müßte er die Schwächung durch schiefere Einfallungsmittel der Widerscheine bewirken; die Verstärkung aber durch gerades Einfallen derselben.

Also stehen dem Maler allemal drei Mittel, seine Schatten durch Widerscheine zu beleben, zu Diensten; und von seiner Beurtheilung hängt es ab, welches davon er in jedem besondern Falle wählen soll.  Es giebt Fälle, wo genaue und mit mancherlei Betrachtungen verbundene Ueberlegung nöthig ist, um das Beste zu wählen.

Er