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Von der Farbengebung insbesondere.   85

Es kömmt aber bei dem Widerscheine als einem zweiten Lichte, noch die Beleuchtung des Gegenstandes von dem Hauptlicht in Betrachtung; denn je heller das Hauptlicht auf einer Stelle ist, je schwächer ist daselbst die Wirkung des Widerscheins.  Das Licht einer angezündeten Kerze, das bei Nacht große Wirkung thut, ist beim hellen Tage von keiner Wirkung.  Ueberhaupt muß man in Ansehung dieses Punktes bemerken: daß das widerscheinende Licht nur auf die Stellen einen merklichen Einfluß hat, die merklich dunkler sind, als dieses widerscheinende Licht selbst.  Hieraus aber folget, daß die Widerscheine nur in den Schatten und halben Schatten recht merklich seyn können.  Zwar nimmt jeder helle Körper, von einem nahe an ihm liegenden merklich hellern, etwas Licht an.  Aber der Unterschied der Helle zwischen dem widerscheinenden, und dem schon vorher vorhandenem Lichte muß schon sehr beträchtlich seyn, wenn die Wirkung des Widerscheins in die Augen fallen soll.

Je dunkler also die Schatten sind, je merklicher ist auch der Einfluß der Widerscheine.  Sie sind also das Mittel, den Schatten einige Klarheit und Annehmlichkeit zu geben.  Ohne sie würden die ganzen Schatten schwarz, und die halben Schatten kalt und matt seyn.  Daher muß der Maler sorgfältig seyn, die Anordnung so zu machen, daß die dunkeln Stellen des Gemäldes natürlicher Weise durch Widerschein belebt werden können. 

Uebrigens hat die Reflexion bei polirten Körpern und metallenen Gefäßen statt.  Sie stellen eine Art von Spiegel vor, worinn sich die äußern Gegenstände abbilden, oft auch sehr verworren und verzogen erscheinen.  Ist nun das Gefäße von polirtem Silber, so ändert dieses an der Farbe der Gegenstände weiter nichts, als daß sie etwas schwächer erscheint.  Polirtes Zinn zieht mehr aufs Graue, und die Gegenstände erscheinen darinn dunkler und schwächer, als im polirten Silber.  Man begreift auch leicht, daß hierbei viel von den Graden der Glätte oder Politur abhängt.  Ist diese schwach, so mischt sich in die Farbe der Bilder viel weißes Licht, welches von den unebnen Theilchen zurückgeworfen wird.  Die Bilder erscheinen dadurch theils heller, theils neblichter, und darüber hat ein Maler allerdings Rechnung zu tragen.

Polirtes Eisen und Stahl zieht mehr aufs Blaulichtschwarze, und die darinn sichtbaren Bilder der äußern Gegenstände nehmen desto mehr Antheil daran, je geringer die Politur ist.  Jedoch alle diese Aenderungen der Farbe, im polirten Silber, Zinn, Blei, Eisen, Stahl, und andern weißen Mischungen von Metallen sind geringe, wenn man sie gegen Meßing, Gold, Kupfer, und andere Mischungen farbichter Metalle hält.  Diese mögen auch noch so sehr polirt seyn, so mischt sich ihre Farbe mit der Farbe der darinn sich spiegelnden Gegenstände. 

Ei-