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86    Dritter Abschnitt. 

Eine besondere Art des Widerscheins ist auch die Abbildung einiger Gegenstände im Wasser, die in Landschaften oft so angenehme Wirkung thut.  Das widerscheinende Bild ist in diesem Falle um so viel heller, je weniger Licht auf das Wasser fällt, und um so viel dunkler, je heller das Wasser erleuchtet wird.  Auf Wasser, das ganz im Dunkeln steht, sind die widerscheinenden Bilder beinahe so hell, als die Urbilder selbst. 

IV.

Die Harmonie und Vereinigung der Farben. 

Es ist der Ausdruck Harmonie der Farben von der Musik hergenommen, weil man gefunden, daß die Farben, in mehr als einer Absicht den Tönen ähnlich sind.  Man sagt, die Töne consoniren nicht, wenn man jeden besonders hört und unterscheidet, ob sie gleich zusammen angeschlagen werden.  Eben dieses gilt auch von den Farben, und zwar konsoniren diese alsdenn nicht, wenn jede das Auge besonders an sich zieht.

Alle Farben haben also unter sich bekannte Verwandschaften, welche machen, daß einige sich einander mehreren Glanz geben, indessen da andere durch die Näherung den ihrigen verlieren.  Es ist daher allgemein angenommen, daß es freundschaftliche Farben giebt, und daß eine Art Sympathie und Antipathie bei den Farben anzutreffen ist.  Wir bedenken und berathschlagen uns zuweilen sehr lange, was wir für eine Farbe wählen sollen, wenn wir zu einem Oberkleide von dieser oder jener Farbe ein Unterkleid oder Unterfutter von einer andern Farbe nehmen wollen.  Die Maler sind oft noch mehr verlegen, wenn sie in historischen Schilderungen viele Figuren vereinigen, und jede auf eine andere Art, wenigstens zweifarbig, bekleiden sollen. 

Die Farben sollen dabei artig gegen einander abstechen, und gewissermassen so gelinde auf einander folgen, daß ihre Zusammensetzung dem Auge nicht wehe thut, sondern es vielmehr auf eine angenehme Art ergötze, und immer einen feinen Geschmack verrathe. 

Die Freund- und Feindschaft der Farben äußert sich sowohl in Ansehung ihrer Vermischung, als in Ansehung ihrer Zusammensetzung und Lage neben einander.  Man sagt, zwei Farben vertragen sich mit einander, wenn die dritte, welche durch Vermischung der beiden ersten entstehet, eine sanfte und angenehme Farbe vorstellt, die von den Eigenschaften der beiden erstern noch etwas behält, z. E. wenn Schwarz und Weiß vermischt wird. 

Dieß heißt die Sympathie oder Zusammenstimmung, Union, der Farben, welcher die Antipathie oder Widerwärtigkeit entgegen gesetzt ist, z. E. wenn blau, roth und
gelb