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90    Dritter Abschnitt. 

sen muß, kann nicht ganz mit ihm harmoniren.  Ein Baum auf dem Vorgrund einer Landschaft, thut eben dadurch seine Wirkung, daß er gegen die Luft und gegen den hintern Grund gehörig absticht.  Also muß man nicht immer auf die höchste Harmonie halten, weil sie oft das Ganze unkräftig machen würde.

V.

Die Behandlung bei dem Auftragen und Mischen der Farben.

Mischen oder Brechen, heißt die natürlichen Farben so unter einander mengen, daß eine künstliche Farbe entstehe.  Diese Mischungen, welche von zwo, drei, und mehr Farben gemacht werden, nennt man Tinten.  Vermalet man diese Tinten neben einander, und treibt sie in einander, so erhalten sie verschiedene Benennungen, man nennt sie Halbtinten, Mittelfarben, Zwischenfarben, Mezzetinten, oder auch Mittelton. 

Je schöner die Hautpfarben sind, desto schöner gemischte Farben entstehen daraus.  Es können aber nicht alle Farben gleichgut gemischt werden, und viele, die allein gebraucht, gute Dienste thun, verrathen oft in der Mischung das Gegentheil, taugen nichts, und daher die Mischung ganz verderben.  Dieses fällt bei Wasserfarben oft sehr merklich in die Augen, da diejenige Farbe, deren Theilchen von schwererer Art sind, sogleich zu Boden fällt, und die andern oben allein läßt, so daß die Mischung immer muß umgerührt werden, wenn sie aufgetragen werden soll.

Damit die Farben beständig frisch, blühend, lebhaft und in ihrer natürlichen Eigenschaft verbleiben, so müssen nicht gar zu viele Farben auf einmal vermischt, noch mit dem Pinsel zu sehr vertrieben werden; man muß immer Farben anlegen, ohne sie viel zu verstreichen. 

Ein Gemälde würde weit vortreflicher ausfallen, wenn es möglich wäre, solchen Fleiß anzuwenden, daß die Farbe jederzeit genau an ihren Ort, ohne mehr berührt zu werden, kommen könnte.  Die Erfahrung bestätiget es; daß die Farben, so schön sie auch sonst sind, durch die Quaal und Marter des geschäftigen Pinsels endlich zu Roth, und gleichsam getödtet werden. 

Bisweilen sieht man sich genöthiget, eine körperliche oder Erdfarbe mit einer durchsichtigen oder Saftfarbe zu bedecken, dieses nennt man Glasiren, oder Lassiren: Indem die untere Farbe durch die darüber liegende durchscheinet, entstehet aus beider Vereinigung eine dritte Farbe, die oft schöner und allemal saftiger ist, als sie seyn würde, wenn beide schon auf der Palette mit einander gemischt worden wären.  Wenn man die
Pur-