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Von der Farbengebung insbesondere.     99

Farbenstrichen aber, sowohl an den Mund als an den Augen, Nasen und Ohren, nimmt man gekochten Ofenruß und Lack."
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Die Wahl der Farben bei der Kleidung einer Figur, hängt besonders von der Harmonie der Farben ab.  Sie wird hauptsächlich durch die Fleischfarbe selbst bestimmt.  Z. E. bei einem Frauenzimmer, deren Fleischfarbe ins Gelbliche fällt, kann man füglich um den Charakter des Fleisches zu unterstützen, gelbe Gewänder gebrauchen.  Eine gute Auswahl in den Farben des Gewandes kann auch dem Charakter oder sittlichen Tone des Gemäldes ungemein aufhelfen.  Eine fröhliche Scene von Jünglingen und Mädchen kann durch wohlgewählte Farben der Gewänder noch fröhlicher werden.

Einer der größten Fehler bei Colorirung der Gewänder ist, wenn die Schatten mit solchen Farben gemalet werden, die zwar dunkel, aber doch zu schön, zu stark und zu blendend sind.  Es ist dieses wider die Natur, in welcher die Schönheit der Farben allezeit nach Proporzion des Lichtes abnimmt, und ein solch Gewand scheint aus Stücken von dunkler und heller Farbe zusammengeflickt zu seyn.

Zu Colorirung des leinen Zeugs oder der Wäsche, wird das Weiß gebraucht.  Wenn eine Partie leinen Zeug als durchsichtig vorgestellt werden soll; so müssen die Farben desselben etwas dünne angelegt, und mit der durchschimmernden Farbe z. E. Fleischfarbe, mehr oder weniger gebrochen werden; oder auch, man malt das Untere zuerst, jedoch etwas dünn und nicht ganz aus, und alsdenn die durchsichtige Wäsche darüber.

Nichts ist indessen schwerer als die Sammetfarbe und den Glanz der seidnen Zeuge auszudrücken, und die größten Meister müssen es gestehen, daß dieses einer der schwersten Handgriffe ist.  Eine Sammetfarbe wrid man nie besser hervorbringen, als wenn man auf den Grund, welcher den Sammet vorstellen soll, eine andere Farbe von eben der Art aufträgt, die wenig Consistenz hat, und also den Grund, worauf sie getragen ist, durchscheinen läßt.  Es geschiehet also dieses vermittels des Glasirens, dessen schon oben gedacht worden.  Hierzu können nun die Saftfarben am besten gebraucht werden.  Jede Art von Lack wird die Grundfarbe durchscheinen lassen, wenn sie dünne genug auf den Grund, der sehr wohl trocken ist, mit der geschwindesten Faust, und mit unfühlbaren Strichen aufgetragen wird.  Es ist eine Sache, welche Uebung erfordert.  Will man z. E. rothen Sammet malen, so vermischt man Zinnober mit ein wenig Bleyweiß, und legt damit das Gewand an.

Dieses erhöhet man mit Bleyweiß, und vertieft es mit unvermischten Zinnober.  Ist es trocken, so übermalet man es sehr dünne mit einem guten oder Florentinerlack.  In den Oelfarben kann man die grüne Sammetfarbe folgendergestalt ausdrücken.  Man 
            N2               legt