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100      Dritter Abschnitt. 

legt das Gewand mit grauer Farbe an, vertiefet es mit noch grauerer Farbe, und erhöhet dieselbe mit Weiß.  Ist es trocken, so glasiret man mit einem schönen destillirten Grünspahn, welcher mit Terpentinfirniß angemacht ist, oder mit einem Grün aus Schüttgelb und Berlinerblau darüber; den schwarzen Sammet oder Taffet drückt man aus, wenn man zu dem Schwarz ein wenig Blau mischet.

Bei der Portraitmalerei kommen noch besonders folgende Punkte in Ansehung der Farbengebung in Betrachtung.  Die Hintergründe, oder alles dasjenige, was hinter der Figur oder der Person, die man eigentlich hat vorstellen wollen, sich befindet, dürfen nicht mit hellen und blendenden, sondern mit sanften, dunklen und gebrochenen Farben gemacht werden.  Die Farbe des Hintergrundes darf auch nicht den Farben der Figur nachtheilig seyn, sondern dieselben vielmehr schöner und vollkommener machen.  Die Farbe des Gesichts, der Haare und der Bekleidung bestimmt sowohl die Farbe als die Dunkelheit des Hintergrundes.  Die Gesichtsfarben sind entweder mehr oder weniger blond und schwach, oder mehr oder weniger bräunlich und stark.  Eben so verhält es sich auch mit der Farbe der Haare, und nach Maaßgebung dieser beiden Stücke hat man allemal sowohl die Farbe als den Grad der Dunkelheit des Hintergrundes einzurichten.  Ein hellgelber Vorhang schickt sich also nicht zum Hintergrund für ein weißes und zartes Frauenzimmer.  Daher macht man bei blonden Personen lieber einen Hintergrund, dessen Farbe in das Blaue, in das Grüne, in das Graue, oder in das Braune läuft, oder der sonst eine dunkle oder gebrochene Farbe hat.  Sind die Haare hell, grau oder gepudert, so bringt man in diesem Falle dunkle Hintergründe an. 

Die Luft, wenn sie zum Hintergrunde eines Portraits dienen soll, muß mit einer Bleyfarbe gebrochen und dunkel gemacht werden, damit sie nicht so hell und blendend ist, als bei eigentlichen Landschaften.  Ist es aber wegen der Person oder der Figur, die man malt, schlechterdings nothwendig, einen ganz heitern Himmel zu malen, so muß man sich durch andere Dinge helfen, theils daß man die Bekleidung der Figur dunkler macht, theils daß man nahe und dünne Bäume anbringt, deren Dunkelheit die Gesichtsfarbe genug erhöhet u. s. w. 

Auch nach der Bekleidung muß man den Hintergrund beurtheilen.  Soll die Farbe der Bekleidung helle seyn, so wird die Dunkelheit des Hintergrundes sie noch mehr erheben.  Soll sie aber sehr dunkel werden, so ist leicht zu begreifen, daß es nicht vortheilhaft wäre, wenn man den Hintergrund auch so dunkel, und mithin beides in einer Stärke vorstellen wolle.  Im letzten Falle ist der Hintergrund zwar mit gebrochenen Farben und in gewissen Verstande dunkel zu machen, aber nicht so dunkel und stark, als die Schatten der Bekleidung werden müssen.  Es ist in den mehresten Fällen sehr vor-
theil-