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Von der Farbengebung insbesondere      101

theilhaft, wenn man der Lichtseite einer Figur einen dunklen, und der Schattenseite einen hellen Grund entgegensetzt.

Dieses ist so zu verstehen, wenn man z. E. einerlei Grund, als eine Art Mauer und dergleichen anlegt, so malet man diese Mauer gegen die Lichtseite der Figur dunkler, als in der Gegend wo die Schattenseite ist.  Die andern Hintergründe, die aus Gebäuden, Landschaften u. s. w. bestehen, können eben so eingerichtet werden.  Einen nahen Baum, der stark werden muß, kann man gegen die Lichtseite der Figur anbringen, und andere weiter entfernte, die schöner seyn müssen, können ihren Platz in der Gegend der Schattenseite einnehmen, allwo auch Luft, leichte Wolken, entfernte Berge und dergleichen gute Wirkung thun.  Man wird leicht einsehen, daß die Gebäude in Hintergründen eben so vortheilhaft vertheilt werden können.

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Anhang.

Von der Landschaftsmalerei.

Eine Landschaft hat ihr Leben besonders dem Colorit zu verdanken.  Der beste Ton und die vollkommenste Harmonie der Farben ist das wesentliche derselben.  Jede Jahreszeit und selbst jede Tageszeit hat ihren eigenen Ton, der ungemein viel zu der Schönheit des Ganzen beiträgt.  Der helle erquickende Ton muß im Frühling, der sanfte duftige, im Herbst studirt werden.  Alle Gegenstände müssen nach ihrer Entfernung verkleinert und immer schwächer und undeutlicher werden, je weiter sie von unsern Augen entfernt sind.  Licht und Schatten muß man beständig auf einer Seite einfallen lassen.  Die Entfernungen stehen mit dem Himmel in einer genauen Verbindung; dieser bestimmt ihre Stärke oder ihre Schwäche.  Sie sind dunkel, wenn er düster, und helle, wenn er heiter ist.

Wenn die Zeichnung einer Landschaft gemacht ist, so bearbeitet der Künstler den Horizont zuerst; diesem folget die Verschießung oder die Ferne, und zwar so, daß sie sich in dem Horizont verliert, oder noch einige Merkmale ihrer Figur blicken läßt, je nachdem es die Ideen erfordern.  Weit entfernte Gegenstände z. E. Gebäude, die folglich klein, und von Farben schwach zu seyn scheinen, müssen mit den Farben der Luft gebrochen und gemalet werden, und zwar mehr oder weniger, nachdem sie sich dem Horizonte mehr oder weniger nähern.  Ein mattes Graublau, gebrochen mit Carminroth, bemalet gemeiniglich die undeutlichen Gegenden.  Mit immer gröbern, blauen und dunklern Strichen, verfügt sich der Künstler nach dem Mittelgrunde. 
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