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102      Dritter Abschnitt. 

Hier läßt er nicht sowohl der Veränderung, als vielmehr der Natur selbst zugefallen, oft sein Colorit abwechseln, z. E. diese Partie Berge malet er aus einem grauröthlichen Ton; jene aus einem blauröthlichen schattigten Ton.  Eine andere in einem ganz blauen, wieder eine andere nähere Partie aus einem grünlichschwarzen Ton u. s. w. bis er von den Gränzen des Mittelgrundes übergehet, und auf den Vorgrund trifft.  Hier wechseln Licht, Blick und Druck immer deutlich ab, und der Pinsel verfährt hier gröber und sorgfältiger. 

Die Luft und Wolken sind eine Hauptverschönerung der Landschaften.  Sie nehmen verschiedene Farben an, nachdem sie dick oder dünne, bei der Sonne stehen oder ihr entgegengesetzt sind; von dem reinen Sonnenlicht, oder von dem durch Dünste veränderten erleuchtet werden.  Die verschiedenen Jahreszeiten sowohl, als die verschiedenen Stunden des Tages, und die Beschaffenheit der Witterung verursachen in der Luft und in den Wolken unzählige und wunderbare Veränderungen, die ein aufmerksamer Maler in dem Augenblick, da er sie wahrnimmt, sorgfältig anmerkt, damit er bei Gelegenheit sich derselben in seinen Werken bedienen kann.

Die Farben zu der Luft und den Wolken bestehen aus blauen, grauen oder Bleifarben, aus Fleischfarben, rothen, braunen und gelben Farben, und aus Schwarz und Weiß, gegen die Erde zu wird die Luft immer heller, und man pflegt sie alsdenn gemeiniglich mit rothen und Fleischfarben, auch zuweilen mit den gelben zu brechen, damit sich die Farbe des Horizontes von der blauen und bergichten Ferne der Erde um so viel besser unterscheide.

Einige finden Schwierigkeiten einen Horizont zu  malen, welcher nahe an der Erde roth, weiter hinauf unvermerkt gelb, und endlich nach und nach blau erscheint, so wie ein heiterer Himmel gegen das Ende des Tages zu sehen ist.  Das Rothe läßt sich mit dem Gelben nach Wunsch vermalen, allein um das Gelbe mit dem Blauen zu vereinigen, muß nothwendig ein grüner Himmel entstehen.  Man findet auch selbst in der Natur, daß öfters das Blaue, welches dem Gelben nahe ist, einen Schein von Grün hat.  Indessen kann man diesen grünen Himmel vermeiden, wenn man zwischen das Gelbe und Blaue eine Farbe legt, die sich sowohl mit der Gelben als Blauen vereinigen läßt, ohne der Harmonie zu schaden; und die Zwischenfarbe wird in diesem Falle, Weiß mit sehr wenig Schwarz vermischt seyn. 

Die Farben der Luft und des Horizonts werden zuerst angelegt, und hernach die Wolken, diese müssen schön und leicht in ihrem Grunde vermalet werden, damit sie vornämlich an ihren Endigungen nicht abgeschnitten aussehen, sondern schwebend und durchsichtig
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