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Von der Farbengebung insbesondere.      103

zu seyn scheinen.  Sie werfen ihren Schatten auf die Erde, und also entstehen die dunkeln, schattigten und besonders kolorirten Gegenden.

Die Landschaft hat einen großen Theil ihres Lebens dem Wasser zu verdanken.  Das reine Wasser fängt die Bilder der übrigen Gegenden, welche auf seinem Ufer stehen, auf, und stellt sie uns als in einem Spiegel vor.  Daher ist das Wasser mit den Farben des Himmels, und besonders blaulicht zu malen, nur daß in seinen schattigten Stellen die Farben desjenigen Grundes sich mit einmischet, welcher nahe am Wasser lieget.  Die Weide, welche das Wasser beschattet, breitet ihr Grün in demselben aus, und ihre schwankenden Aeste bekommen hingegen den Glanz eines reinen Lichts, welches durch das Wasser zurückgeworfen wird.  Man darf also nur im stillstehenden Wasser den Himmel in einem andern Gesichtspunkte malen.  Jedoch muß man bei Zeichnung und Ausmalung der Gegenstände, welche im Wasser sichtbar sind, dieses beobachten, daß alles ungewiß und zweifelhaft zusammenhänge; indem das Wasser, so ruhig es scheint, dennoch niemals ohne einige Bewegung zu finden, durch welche Bewegung aber die Schärfe des Widerscheins gebrochen wird.  Die Wasserfälle, deren Grundfarbe ebenfalls blau erscheint, macht sich der Künstler nicht sowohl aus der Natur, als vielmehr aus meisterhaften Stücken bekannt.

Der Baumschlag ist ein Mechanismus der Hand, und es wird ein besonders dazu eingerichteter Pinsel erfordert, welcher keine scharfe Spitze hat, sondern stumpf ist.  Die leichteste Art die nahen Bäume zu machen, ist folgende.  Nach Herstellung des Umrisses lege man den Schatten der grünen und blättrichten Partien mit einer dunkelgrünen Farbe an, ohne auf die Blätter zu sehen.  Eben so bedecke man die lichten Theile mit einer hellgrünen Farbe.  Nach dieser Anlage des Grünen untermale man den Stamm und die Aeste oder Zweige.  Dieß lasse man die erste Anlage seyn.  Bei der zweiten Arbeit wird die Fläche der ersten Anlage, durch Farben die etwas heller sind unterbrochen, und zwar so, daß man mit ihnen die Blätter anzeigt.  Diese müssen bald heller bald dunkler, bald ganz bald halb, bald verkürzt und versteckt gemacht werden.  Eben so werden die Stämme und Zweige der Bäume bei der zweiten Arbeit verbessert, stärker und vollkommener gemacht.

Die Stämme der Bäume haben überhaupt gemeiniglich eine graue Rinde, die aber an einigen helle, an andern dunkel oder schwärzlicher ist.  Das Mooß, welches sich an dieselben anhängt, giebt ihnen öfters ein mehr oder weniger gelbes Ansehen.  Es finden sich aber nicht nur gelbliche, sondern auch grünliche Mooße, graue, weiße und andere ungleiche Flecke an den Rinden der Bäume.  Die letzte Arbeit besteht in Erhöhung der Lichter und Vertiefung der Schatten.  Der weiße Stamm der Birke thut oft in einer Landschaft eine recht sonderbare Wirkung, indem sie auch aus den dunkelsten Gründen ihre lebhafte weiße Rinde hervorstrahlen läßt.

Die