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104      Dritter Abschnitt. 

Die entfernten Bäume werden so untermalt als die nahen, nur muß es mit schwächern Farben geschehen, mit solchen, die eine schwach und sanfte Dunkelheit haben, und die überhaupt mehr ins Blaue hinüber gehen.  Je weiter die Bäume entfernt sind, desto mehr müssen sie ins Blaue gemalt werden, weil die entfernten Dinge um so viel mehr blau erscheinen, je mehr Luft zwischen ihnen und unserm Auge sich befindet.  Die entfernten Bäume müssen also bei der zweiten und letzten Arbeit nicht so deutlich, als die in der Nähe ausgemalet werden; sie haben auch kein starkes Licht nöthig, weil sie nicht hell und glänzend, sondern matt aussehen müssen.

Weil es vielerlei Gattungen der Bäume giebt, die an Gestalt und Farbe von einander unterschieden sind, so muß man nicht bei einem jeden derselben ohne Unterschied einerlei Grünes, noch einerlei Blätter anbringen, sondern auf eine angenehme und der Natur ähnliche Abwechslung bedacht seyn.  Auf eben die Weise darf auch das Gelbe und Rothe der Blätter im Herbst nicht immer einerlei seyn.  Eben diese Regel gilt auch von allen Arten der Sträucher, Büsche und Kräuter.  Das Grün der Pflanzen muß sowohl unter sich abwechselnd seyn, als auch mit dem Grün der Bäume, welche auf derselben Bodenfläche stehen.

Der Boden oder das Erdreich in Landschaften kann an und vor sich von verschiedenen Farben seyn.  Es kann braun, röthlich, gelb, schwärzlich grau aussehen, oder sonst eine gebrochene und dunkle Farbe haben.  Man malt das Erdreich zuerst in einer Farbe, die an Stärke einem Halbschatten gleichet.  Auf diesen malet man an seinem Orte den ganzen und stärksten Schatten, und zuletzt erhöhet man mit hellern Farben das Licht.

Diejenigen Landschaften sind nicht allemal die besten, wo die Farben allzu schön ihrer Natur nach aufgetragen sind; und man verräth gemeiniglich eine noch schwache Bekanntschaft mit der Natur, wenn man nichts als grüne Bäume und Wiesen, nichts als gelbe Wege, und nichts als rothe Dächer stehen läßt.  Das verfinsterte Zimmer (camera obscura) als die getreueste Copistinn der Natur, belehret uns eines ganz andern.  Diese muß ein Landschaftsmaler auch in Ansehung der Farbengebung besonders studiren.

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