Viewing page 381 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

105
[[line]]

Vierter Abschnitt. 

Von den Mitteln, wodurch der Glanz und die Lebhaftigkeit der Farben hervorgebracht wird.
[[line]]

I.
Von den Firnissen und deren flüssigen Bestandtheilen überhaupt.

Der Glanz der Farben besteht in der polirten und glatten Oberfläche derselben. Man
theilt aber den Farben einen Glanz mit, durch Oel und Firniß, bei Oelfarben, durch
das Gummi bei Wasserfarben, und einige erhalten denselben schon durch die Natur selbst,
oder durch besondere Mittel, wie z. E. der Grünspann durch Weinstein. Auch kann ein  
ganzes Gemälde durch ein Glas mehrern Glanz bekommen. Je durchsichtiger und saftiger
die Farben von Natur sind, desto mehrern Glanz und Lebehaftigkeit haben sie.

Diese Durchsichtigkeit ist bei Erdfarben meistens sehr geringe, hingegen bei Saftfarben
desto größer. Daher haben auch die Saft- und Glasfarben, überhaupt betrachtet,
mehr Lebhaftigkeit, da hingegen die Erdfarben an sich meistens todt sind, und desto mehr
z. E. in der Oelmalerei todt werden, je mehr das Oel eintrocknet und seine Durchsichtigkeit
verliert. Glanz und Lebhaftigkeit gehen auch dadurch nach und nach verloren, wenn
nicht die Farbe selbst einen Theil daran hat. Die glänzenden Farben werfen das Licht
wie eine Art von Spiegel zurück; um also ihre eigentliche Natur der Farbe zu erkennen,
muß uns das Licht nicht in die Augen fallen. Das Gegentheil des Glanzes ist das
Matte.

Das vornehmste Mittel aber zur Beförderung des Glanzes, ist der Firniß. Dieses
ist eine flüßige, ölige oder harzige Materie, womit man die Farben theils aufträgt,
theils die Farben damit überziehet. Man verbindet aber auch zugleich mit dem Glanz, welchen
   II. Band.          O

Transcription Notes:
? ?? ?