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106       Vierter Abschnitt. 

chen der Firniß giebt, die Dauerhaftigkeit, welche eine Folge davon ist, wenn nämlich der Firniß gehörig verfertigt und aufgetragen wird.

Alle flüssige Materien geben überhaupt eine Art von Firniß, d. h. sie geben den Körpern, worauf sie ausgebreitet werden, einen gewissen Schein. Gießt man Wasser auf einen Tisch, so wird diese Stelle besonders in die Augen fallen, und einen gewissen Glanz von sich geben; aber der Glanz bleibt nicht, sondern verschwindet, so bald das Wasser trocknet; folglich ist es kein Firniß.  Ein starker Leim, welcher zwei Dinge auf das genaueste miteinander verbindet, ist zwar ungemein dauerhaft, es fehlet ihm aber der Glanz; folglich kann er eben so wenig ein Firniß seyn. 

Der Firniß muß klar, durchsichtig, vor dem Auftrage flüßig, nachher aber hart und fest werden.  Aus diesen beiden Haupteigenschaften lassen sich viele andere herleiten.  Er muß einen schimmernden Glanz haben, und die Lichtstrahlen, wie ein Stück Krystall zurückwerfen und brechen. Er ist, als ein flüßiges Wesen betrachtet, ungefähr dasjenige, was Glas als ein solides Wesen ist, nämlich: er dient die Gegenstände zu heben, die Lebhaftigkeit der Farbe zu erhöhen und sie zu erhalten; er darf durch die Länge der Zeit weder blässer noch dunkler werden.  Er muß eine trocknende Eigenschaft haben; und wenn er einmal trocken ist, muß er hart und unveränderlich bleiben.  Weder Feuchtigkeit noch Wärme, noch ein anderes Auflösungsmittel darf ihm schaden.

Er muß sich so fest mit dem Körper, worauf er getragen wird, vereinigen, daß er nicht abspringt; es wäre denn, daß man mit eisernen Instrumenten Gewalt brauchte, oder ihn zu nahe an das Feuer brächte; folglich muß ihm das Kratzen mit den Nägeln nichts thun, er muß keine Risse bekommen, und es muß auch kein Staub darauf auswachsen oder anschießen.  Diese Beschreibung erklärt zugleich die innerlichen und äußerlichen Eigenschaften des eigentlichen Firnisses.  Man siehet aber auch daraus, daß nicht alle Zusammensetzungen, denen man den Namen Firniß beileget, solchen wirklich verdienen.

Die Kunst einen Firniß zu machen, besteht darinn, daß man ein oder mehrere Harze in einer flüßigen Materie auflöset, oder eine flüßige Materie durch das Feuer dergestalt mit den aufgelöseten Harzen verbindet, daß diese ihre vorige Festigkeit nicht wieder annehmen.  Diese flüßige Materie, welche zur Auflösung oder Inkorporirung derselben gedient hat, muß gleich nach dem Auftrage des Firnisses ausdünsten, und das Harz als ein durchsichtiges Wesen zurücke lassen.

Die vorhergegangene Auflösung ist also nothwendig, 1) um die Harze flüßig zu machen, und 2) die Theile in einen zusammen gebundenen gleichartigen Körper zu ver-
ei-