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Mittel für den Glanz und Lebhaftigkeit der Farben.    107

einigen.  Folglich muß die flüßige Materie, welche man entweder zur Auflösung der Harze, oder zu ihrer Inkorporirung gebraucht, theils wirksam genug zur Auflösung seyn, theils Consistenz genug haben, um so zu bleiben, wenn es sich mit den Harzen vereinigt hat; überdieß muß sie, sobald sie aufgetragen ist, verfliegen, oder trocknen, und das Harz allein, als einen gleichartigen zusammenhangenden Körper zurücklassen, der weder reißt, noch abspringt, als wodurch der Zusammenhang unterbrochen würde.

Die wenigsten flüßigen Materien sind geschickt, diese Eigenschaften zuwege zu bringen.  Man hat daher lange versuchen müssen, ehe man dergleichen gefunden, welche auf die verlangte Art wirken.  Aus wässerichten Feuchtigkeiten läßt sich schlechterdings kein Firniß zubereiten.  Alles Flüßige, was man dazu gebraucht, muß völlig vom  Pflegma rein seyn.  Das geringste Pflegma ändert sein ganzes Wesen und verdirbt ihn.  Je vollkommener man also den Firniß zu bereiten will, desto nothwendiger ist es, daß die dazu gebrauchten Materialien von allen wässerichten Theilen gereinigt seyn.  Folglich können Branntwein, kochendes Wasser, Knoblauch, Salz, Zucker, Oel, Alaun und andere dergleichen Sachen, welche feuchte und wässerichte Theile bei sich führen, niemals einen guten Firniß geben, so wie der mit Weinsteinsalz gereinigte Weingeist und das ätherische Oel ihm nie Consistenz genug beibringen werden.

Es giebt nur drei Arten von Firniß, welche ihre Namen von der flüßigen Materie führen, die den Grund davon ausmacht: nämlich der lichte oder Weingeistfirniß, der fette oder Oelfirniß, und der Terpentinfirniß, von Terpentinöl.  Alle Arten Firnisse gehören unter eine von diesen drei Klassen, weil es keine anderen flüßigen Materien giebt, denen man das Pflegma völlig nehmen kann, und die sich mit denen Harzen und Gummi völlig inkorporiren lassen.  Je vollkommener diese flüßige Materien sind, desto besser dienen sie zu unserer Absicht.

Der wohl rectifizirte Weingeist, das Leinöl, dem man eine trocknende Eigenschaft gegeben, und das Terpentinöl, sind also die zum Firniß nöthigen flüßigen Materien.  Man kann zwar auch mit Branntwein und allen Arten Oel, Firnisse machen, sie taugen aber nichts, sie liefern schlechte Arbeit, sie werden spröde und voll Risse, es schießt ein Mehlstaub darauf an, und sie werden niemals völlig trocken.

Der Weingeist ist der Grund aller lichten, hellen Firnisse.  Bekanntermassen wird derselbe durch Destillirung des Branntweins gemacht.  Zum Firniß muß er von allem Pflegma oder wässerichten Theilen ganz rein seyn.  Wenn er hinlänglich rectifizirt worden, ist er ein unentbehrlicher Zusatz zu den hellen Firnissen, welche dadurch glänzend, leicht, dünn und klar werden; sehr solide kann er sie freilich nicht machen, da er selbst keine festen
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