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108      Vierter Abschnitt. 

Theile hat.  Weil er leicht an der Luft verfliegt, so bekömmt er auch leicht Sprünge oder Risse; diesen hülft man dadurch ab, daß man eine Materie damit incorporirt, welche zur Verbindung der Substanz dienet, die er beim Verfliegen zurückläßt, und die, da sie an sich selbst zähe ist, verhindert, daß nicht gar zu viel von jenem verdunstet.  Vermöge dieser leichten Ausdünstung vereinigt er sich mit gewissen Erdharzen und Resinen, die man durch heftiges Feuer schmelzen muß.

Der Weingeist muß sehr rectificirt werden.  Einige Künstler haben den Firniß dadurch zu verbessern geglaubt, wenn sie tartarisirten Weinstein, oder einen mit Weinsteinsalz destillirten Weingeist dazu nehmen; allein die Erfahrung lehret, daß er alsdenn nicht Consistenz genug hat, und auf eine ganz andere Art auflöset, indem er den aufgelöseten Substanzen ein seifenartiges Wesen mittheilet.  Eine sehr einfache Probe zeigt, ob ein Weingeist, den man zum Firniß gebrauchen will, dazu tauge oder nicht.  Man schüttet nämlich eine Messerspitze voll Schießpulver in einen silbernen Eßlöffel, gießt Weingeist darüber, und zündet ihn mit einem Schwefelfaden an.  Bringt den Weingeist auch das Pulver in Brannd, so ist er gut; bleibt aber das Pulver, ohne sich zu entzünden, im Löffel liegen, so ist es ein Zeichen, daß der Weingeist noch Pflegma oder wässerichte Theile bei sich führt.

In diesem Falle muß man ihn noch länger destilliren, um ihn vollends zu reinigen.  Diese Probe zeigt aber nur ungefähr, wie weit der Weingeist rectificirt ist.  Das sicherste ist, ein genau berichtigtes Maaß zu nehmen, welches eine gewisse Quantität Weingeist, der vollkommen gut ist, hält; findet sich, daß der Weingeist; den man probieren will, nicht eben so leicht ist, so kann man den gewissen Schluß machen, daß er nicht genug rectificirt ist.

Das Oel ist die zu den fetten Firnissen nöthige Materie; und zwar schickt sich das Leinöl am besten zum Firnißmachen.  Man kann zwar, in dessen Ermanglung auch Nuß- und Mohnöl nehmen, sie sind aber bei weitem nicht so geschickt dazu.  Das natürliche Oel wäre nicht gut zum Firniß, wenn man es nicht zurichtete, d. h. wenn man seine Theile nicht auf eine besondere Art mit einander vereinigte, daß sie eine trocknende Eigenschaft bekommen, und verursachen, daß der Firniß schnell trocknet.  Diese Zubereitung bestehet darinn: daß man ohngefähr 4 Pfund reines Leinöl in einen ganz neuen Topf thut, so, daß ohngefähr die Hälfte desselben voll wird.  Dieser Topf wird an ein gelindes Kohlenfeuer gesetzt, so, daß die Kohlen nicht genau an den Topf anliegen, sondern in einer kleinen Entfernung denselben umgeben.  Das Oel fängt alsdenn in Zeit einer halben Stunde an zu rauchen, und bei diesem gelinde Rauche muß es erhalten werden, ohne zu sieden.

Wenn