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Mittel für den Glanz und Lebhaftigkeit der Farben.      109

Wenn es ungefähr 8 Stunden bei dem Feuer gestanden, so tröpfelt man zur Probe auf einen kalten Stein.  Anstatt nun, daß das Oel vorher so dünne wie Wasser war, muß es nach diesem Abrauchen eine Consistenz des Honigs haben.  Sollte es auch in diesen 8 Stunden noch nicht diese Stärke erhalten haben, so läßt man es wieder so lange rauchen, bis man seinen Endzweck erreicht hat.  Durch diese Operazion entsteht der eigentliche, von den deutschen Künstlern sogenannte Maler- oder Oelfirniß, womit die Maler ihre Farben abreiben und einrühren, den die Franzosen deswegen trocknendes Oel nennen.

Einige Handwerker nennen es auch das fette Oel, welches aber ein sehr verkehrter Ausdruck ist.  Man macht kein fettes Oel, sondern man löset sie vielmehr auf, und benimmt ihnen das Fettige und Wässerige, wodurch sich die schleimichten, und im eigentlichen Verstande ölichten Theile genau miteinander vereinigen.  Vier und zwanzig Stunden nach der Verfertigung des Malerfirnisses, muß sich eine Haut darüber ziehen; geschieht dieses nicht, so ist es ein Beweis, daß noch wässerichte Theile darinn enthalten sind, daß die Composizion nicht genug abgetrocknet ist, und keine hinlängliche Consistenz bekommen hat.

Der gehörige zubereitete Malerfirniß ist die einzige flüßige Materie, welche dem Bernstein und Kopal ziemlich die Durchsichtigkeit läßt, und sie so lange, als es zum Gebrauch nöthig ist, flüßig erhält.

Es ist aber zur Schönheit des Firnisses nicht allein hinlänglich, dem Leinöl diese trocknende Eigenschaft zu geben, sondern man muß dasselbe auch so weiß als möglich, bleichen, indem man es einen Sommer über in einem bleiernen Gefäß an der Sonne stehen läßt.  Je älter das Leinöl ist, desto besser ist es, weil es während des Stehens immer etwas Bodensatz macht, und dadurch heller wird.

Das Rüb- Spick- und Baumöl ist schlechterdings nicht zum Firniß zu gebrauchen, weil es niemals dick wird.

Das Terpentinöl, oder die Essenz davon, welche man durch Destillation erhält, ist die einzige spirituöse Substanz, die sich zum Maler- oder Oelfirniß schickt.  Wenn es mit dem Leinöl genau verbunden ist, so bekömmt die Masse das helle und glänzende Wesen.  Einige Künstler haben ihren Firniß noch zu verbessern gesucht, und die rectificirte Essenz, welche man den Spiritus oder das ätherische Terpentinöl nennt, dazu gebrauchen wollen, es ist aber zu leicht, und hat nicht Consistenz genug.  Man gebraucht das Terpentinöl nur zu den fetten Firnissen, weil es vermöge seiner Eigenschaft macht, daß sie sich leich-
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