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110      Vierter Abschnitt. 

ter aufstreichen lassen, und auch besser trocknen; und weil es zugleich verhindert, daß die Pinselhaare beim Auftrag nicht kleben bleiben.

Ein gutes Terpentinöl wird folgendermaßen probirt.  Man reibet Bleiweiß mit Oel ab, und rührt es mit Terpentinöl ein; schwimmt letzteres nach einer halben Stunde oben, so ist es gut; wo nicht, so vereinigt es sich mit dem Weißen, und dieses wird dick; welches ein Beweis ist, daß das Terpentinöl nicht genug rectificirt worden.  Es muß klar, wie das schönste Quellwasser, von durchdringenden unangenehmen Geruch seyn.  Es schwimmt auf dem Weingeist oben, und vermischt sich nicht damit, wenn mans nicht stark umrüttelt.

Man muß das Terpentinöl nicht eher zum Firniß mischen, als bis die Masse kalt ist.  Einige thun es gleich zuvor, ehe sie ihn aufstreichen wollen; thut man es, wenn die zerlassenen Harze noch rauchen, so entzündet es sich, oder verfliegt gleich durch die Hitze.

II.

Von den zur Verfertigung der Firnisse gebräuchlichen Materialien.

Die flüssigen Materien, welche vorhin erwähnt, dienen dazu, daß der Firniß in einer beständigen Flüssigkeit bleibt, und daß sich die darinn enthaltenen Substanzen desto leichter ausbreiten lassen.  Wenn die durch die Gewalt des Feuers in Fluß gebrachten Materien in diesem Zustande blieben, nachdem sie kalt geworden, und nicht wieder fest würden; so wäre es nicht nöthig, etwas Flüssiges hinzu zu setzen.  Dieses beweiset, daß sie nicht wesentlich, sondern nur nöthig sind, und daß man dieser flüßigmachenden Mittel entbehren könnte, wenn man das Geheimniß wüßte, die soliden Materien dergestalt fließend zu machen, daß sie nicht eher gerinnen, als es nöthig ist.

Man gebraucht zu den Firnissen theils Gummi, theils Resinen, theils Erdharze.  Zu einer von diesen drei Klassen lassen sich alle solide Materien bringen, die zur Composizion der Firnisse nöthig sind.  Alle hierher gezogene Materien aber sind nicht im gleichen Grade gut und geschickt zu einem guten Firniß.  Gummi soll man eigentlich nicht gebrauchen, sondern nur Harze, (Resinen) und Erdharze.  Diese Klassen sind, vermöge der Natur der gedachten drei Ingredienzen, nahe mit einander verwandt; denn es giebt reine Arten von Gummi, Gummiresinen, reine Resinen oder Harze, bituminöse Resinen, und Bitumen oder Erdharze.

Wenn die Materie, welche man nehmen will, sich im Wasser auflöset, so ist es ein eigentlich sogenanntes Gummi, welches gewiß zur Verfertigung des Firnisses nichts taugt, als welcher mit solchen soliden Materien gemacht wird, worauf das Wasser nicht wirket. 
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