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120    Vierter Abschnitt. 

12) Das zubereitete Oel wird nicht eher hinzugegossen, als bis die andern Materien völlig in Fluß gebracht, und im Stande sind es anzunehmen, welches nicht eher geschieht, als bis sie etlichemal aufgewallet sind.  Um diese Mischung mit dem Oel gehörig zu befördern, gießt man es nach und nach, unter beständigem Umrühren mit dem Spatel, hinzu, und läßt die Mischung hernach noch einigemal aufwallen.

13) Wenn das Oel mit den übrigen Materien hinlänglich gekocht scheint, nimmt man den Topf vom Feuer, und läßt es bis zu einer mittelmäßigen Wärme abkühlen.  Alsdenn gießt man, unter beständigem Umrühren, Terpentinöl hinzu, wovon man mehr nehmen muß, als von dem andern Oel.  Wäre dieses beim Hingiessen des Terpentinöls noch siedendheiß, so würde sich letzteres entzünden, und der Firniß verbrennen.

14) Geschickte Künstler warten zuweilen nicht allemal so lange, bis alle Materien gänzlich geschmolzen sind, wenn sie einen recht schönen Kopal- oder Bernsteinfirniß machen wollen.  Wenn der größte Theil kocht, und bald steigt bald fällt, gießen sie das Oel hinzu, welches sich alsdenn nur mit den zergangenen Theilen vermischt, und das übrige nicht auflöset.  Auf diese Art wird sowohl der Kopal, als der Berntein, nicht zu lange der Hitze ausgesetzt, und der Firniß nachher desto heller und schöner.  Wollte man, nach Zugießung des Oels warten, bis die unaufgelöseten Materien völlig schmelzen; so würde der Firniß, wie bereits erinnert worden, eine dunkle Farbe davon bekommen.

15) Wenn der Firniß fertig ist, muß er durch eine Leinwand filtrirt werden, damit alle fremde Körper, die nicht hinein gehören, zurück bleiben.  Fände man ungeschmolzene Stückchen darinn, muß man sie, wie auch bereits bei Verfertigung der Weingeistfirnisse erwähnt worden, ja nicht wieder mit der andern Masse zum Feuer bringen; denn dieses würde ebenfalls den Firniß nur dunkler machen.

16) Die ungeschmolzenen Stückchen Kopal oder Bernstein, setzt man mit dem Topfe wieder zum Feuer, läßt sie zergehen, und gießt hernach Terpentinöl hinzu.  Dieser zweite Firniß aber wird nie so weiß, als der erste, weil die Materien schon vorher etwas von Oel geschwängert gewesen sind, und alsdenn durch das Kochen eine Farbe annehmen.  Will man die Stückchen Kopal oder Bernstein nicht gleich gebrauchen, sondern läßt ihnen Zeit, bis die Sonne sie trocknet, und die ölichten Feuchtigkeiten herauszieht; so kann man sie hernach eben so gut nutzen, als wenn sie noch ganz frisch und neu wären.

17) Der Firniß muß wenigstens 48 Stunden ruhig stehen bleiben, damit er sich setze und abkläre.  Je länger er steht, desto klärer wird er; überhaupt aber werden diese Arten von Firnissen nicht so klar, als die Weingeistfirnisse.