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122      Vierter Abschnitt. 

IV. 

Verschiedene Arten von Weingeistfirnissen.

1) Weingeistfirniß zu ausgeschnittenen Bildern, Etuis und Fächerstäben.  Man schüttet 2 Unzen Mastix in Körnern, und 1/2 Pfund Sandarach in ein Seidel Weingeist, und gießt, wenn alles wohl aufgelöset ist, 4 Unzen venedischen Terpentin dazu.  Dieser Firniß, welcher über zarte Gründe gestrichen werden soll, muß weiß, und nicht zu stark von Gummi seyn.

2) Weißer Firniß bei getrockneten und eingelegten Blumen und Kräutern, auch Bildern und Kupferstichen zu gebrauchen.  Man nimmt 10 Loth Sandarach, 4 Loth Mastix, und 1/2 Loth Campher; zerstößt die Harze, und thut sie mit dem zuvor kleingemachten Campher in ein Glas mit einem langen Halse; alsdenn werden 3 Quart Spiritus vini rectificatissimi darauf gegossen, und oft umgeschüttelt; nachher läßt man es klar werden.  Die damit überzogenen Pflanzen werden von keinem Wurme angefressen; überdieß werden dadurch die frischen Farben konservirt, und die erstorbenen wieder ziemlich lebhaft.  Dieser Firniß bricht ab, und es dürfen nur die Blumen und Blätter damit ganz dünn, vermittelst eines Pinsels überzogen werden.

3) Durchsichtiger Firniß, welcher sehr bald trocknet, Kupferstiche und Naturalien damit zu überziehen.  Man nimmt rothen Arsenick 5 Unzen; Mastix 3 Unzen, Terpentin 1 Pfund und 4 Unzen; stößt den Mastix und Arsenick zu Pulver, vermischt sie mit dem Terpentin, und thut sie, nebst einer gehörigen Quantität Weingeist, in eine Bouteille, deren Mündung man mit einer nassen Blase, darinn mit einer Stecknadel ein Loch gemacht worden, fest verbindet.  Die Auflösung zu erleichtern, setzt man das Geschirr in heiße Asche oder an die Sonne, und bringt es durch starkes Schütteln oft in Bewegung.  Wenn die Harze, wenigstens größtentheils, aufgelöset sind, ist der Firniß fertig.

Oder: man nimmt rothen Arsenik 6 Unzen, Elemiharz 4 Unzen; und Weingeist 1 1/2 Pf. dieser Firniß wird, wie der vorhergehende gemacht, jedoch mit dem Unterschied, daß das Elemiharz nicht zu Pulver gestossen wird, weil es zu weich ist.  Dieser Firniß trocknet zwar langsamer, ist aber auch nicht so spröde, und dem Abspringen nicht so leicht unterworfen.

4) Weingeistfirniß, zu Täfelwerk, Eichenholz, Rohrstühlen, und allerlei Eisengitterwerk an Treppen u. d. g. in einem Gebäude.  Man schüttet in 1 Seidel Weingeist 1/2 Pfund Sanderach, 2 Unzen Platt- oder Schellack, und 4 Unzen Geigenharz; wenn die Gummi zergangen sind, thut man 6 Unzen venedischen Terpentin dazu.  Sollen die Meublen einen rothen Anstrich bekommen, so nimmt man mehr Gummilack, weniger 
San-