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Anweisung zu lackiren.      129

   Hernach deckt oder bindet man es wohl zu, und lässt es über einem gelinden Kohlfeuer allmählich kochen.  Weil es jedoch bald in die Höhe steiget, wenn es kochet, muss man genau Achtung darauf geben, dass es nicht überlaufe, indem sonst die Fettigkeit davon gehet.  Und damit man desto besser sehe, wenn es anfängt zu kochen und in die Höhe zu steigen, so kann man den Topf mit Schweins- oder Rindsblase zubinden, und mit einer Nadel etliche Löcher darein stechen, damit sie vom Spiritus nicht zersprenget werde.  Durch diese Blase, weil sie durchsichtig ist, kann man das Kochen und Steigen aufs genaueste beobachten.  Wenn es steiget, muss man es ein wenig vom Feuer wegthun, bis es sich wieder setzt; hernach lässt man es weiter kochen, bis es fertig ist.

Ist es dann wohl gekocht, und die Hausenblase gänzlich zergangen; so drückt man dieses durch ein reines Tüchlein in ein Glas, und hebt es zum Gebrauch auf, und zwar an einem kühlen Orte, wo es sich besser und länger hält.  Gebraucht man es, so muss es jederzeit aufgewärmet werden.  Imgleichen kann man, wenn es etwa zu stark gerathen ist, mehrern Branntwein zugiessen, und es damit dünner machen.  Dieses Leimwassers bedienen sich auch die Maler zum Leimtränken.  Gedachte Hausenblase, welche auch Fischleim oder Mundleim genennet wird, ist von der Blase des Fisches, welcher Hausen heisset, gemacht; wiewohl D. Schröder in seiner Apothekerkunst saget, dass sie von obgedachten Fischen ganzer Haut, Magen und Blasen gemacht werde.  Dieser Hausen ist ein sehr grosser Fisch, hat keine Gräten, Schuppen noch Beine, ist wie ein Stör gestaltet, mit einer Haut, bisweilen wohl 24 Schuh lang, und am Gewichte 3 bis 400 Pfund schwer.  Er wird in Oesterreich in der Donau häufig gefangen, und noch häufiger in Russland, von da die Hausenblase, wie Würste zusammen gerollet und trocken an starken Fäden angereihet, zu andern Nazionen geführet wird.

Andere pflegen auch wohl die Sachen statt dieses Leimtränkens mit einem klaren und guten Firniss anzustreichen, welches ebenfalls angeht; wie denn dergleichen Firnisse im folgenden Kapitel angezeigt werden sollen.  Dieses Leimtränken kann wohl 2, 3 oder 4 mal geschehen.  Es muss aber jedesmal trocken seyn, ehe man es von neuem verrichtet.

Nach dem Leimtränken, wenn die Sachen recht trocken sind, trägt man einen Grund auf, was für einen man will; man muss ihn aber wohl 2 oder 3 mal auftragen, damit man alles desto besser bedecke, und derselbe nicht bei dem Poliren abgerieben und etwa flecklicht werde.  So darf man auch das Anstreichen nicht wiederholen, so lange der vorige Anstrich noch nass ist, denn sonst wird der Anstrich mit dem andern verderbet, und die Sache ungleich gemacht.  Hierbei ist zu merken, dass der Anstrich nicht in der starken Sonnenhitze, und eben so wenig bei dem heissen Ofen trocknen dürfe; weil es sonst leicht geschiehet, dass sich Blasen ziehen, oder der Anstrich gar abspringet, wenn er allzugeschwind trocknet.  Ist nun der Grund vollkommen trocken, so po-

II. Band.    R     li-