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Anweisung zu lackiren.     131

Das Schieferweiß läßt sich auch auf eine andere Art auftragen: man nimmt nämlich von dem reinsten Gummi Arabico, stösset solches klar, und läßt es im Wasser auflösen; hernach gießet man es sauber ab, daß die Unreinigkeit, welche sich etwann noch setzet, auf dem Boden bleibe.  Mit diesem reinen Gummiwasser vermischet man das Schiefer- oder Schubweiß, und trägt es auf die geleimtränkten Sachen sauber auf, und hernach überstreichet man es, wenn es wohl trocken ist, mit einem klaren und weißen Firniß.  Doch muss das Gummiwasser nicht stark seyn; weil es sonst abspringt, und lauter Risse bekömmt.

Zur blauen Farbe: Das herrlichste Blau ist das Ultramarin; es ist aber sehr kostbar.  Daher nimmt man auch wohl Bergblau, reibet dasselbe mit Wasserklar, lässet es trocknen, und reibet es dann wiederum klar.  Hernach vermischt man es mit Lackfirniß, und streicht es sodann auf die geleimtränkten Sachen.  Man kann auch blaue Schmalte brauchen, welche aber nicht gerieben, sondern nur geschwemmet und wieder getrocknet, hernach mit Lackfirniß vermischet und angestrichen werden darf.

Zur grünen Farbe nimmt man distillirten Grünspan, reibet ihn mit schlechtem Branntwein, setzt ihn auf kleine Häuflein, und läßt ihn trocknen; alsdenn wird er trocken gerieben, und unter den Lackfirniß gemischt.  Will man ihn etwas hell haben, so mische man etwas zart gerieben Schub- oder Schieferweiß darunter.  Man kann auch eine sehr schöne und helle grüne Farbe haben, wenn man auf ein Stück Silber Scheidewasser gießet, und den Saft davon in Weineßig thut; es ist aber ziemlich kostbar.

Zur gelben Farbe, und zwar Citronengelb, nimmt man Auripigment.  Dieses ist schwer zu reiben, und erfordert ziemliche Zeit, ehe es klein wird; man reibt es mit Branntwein, und wenn es gerieben ist, setzet man es auf Häuflein und läßt es trocknen; hernach reibt man es trocken klar, und vermischt es mit dem Lackfirnisse.  Jedoch merke man hierbei: Man muß sich Nase und Mund wohl verbinden, daß man nichts Schädliches in sich ziehe.  Man kann auch Gummi Gutti mit etwas Spiritu Vini zerlassen, und es hernach mit dem Lackfirniß vermischen.  Oder man braucht auch zum Gelben Schüttgelb, welches mit Wasser gerieben wird.  Will man es hell haben, so darf man nur etwas Schub- oder Schieferweiß darunter thun.  Zu Orange- oder Pomeranzengelb nimmt man das Rauschgelb, stößet es im Mörsel klein, reibt es hernach auf dem Reibesteine mit Branntwein, und verfähret damit, wie mit dem Auripigment.

Zur rothen Farbe nimmt man Bergzinnober, oder gemeinen Zinnober, welchen man mit Wasser klar reibt, ihn in Häuflein trocknen läßt, und ihn unter den Lackfirniß thut.  Soll die Farbe hellroth seyn, so reibt man den Zinnober mit Branntwein oder Urin; oder tut man etwas Schieferweiß darunter, so wirds Fleischfarbe.  Soll es dunkelroth seyn, so

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