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Anweisung zu lackiren.      133

Zum Silber: Dieses geschiehet auf eben solche Art, wie das Lackiren mit Golde, nur daß man statt des Blättergoldes, Blättersilber, und für das gemahlne Gold, gemahlen Silber nimmt. 

Schildkrödenfarbe wird auf folgende Art gemacht: Man macht erstlich den Grund mit Florentinerlack: hernach macht man auf diesem Grund, wenn er noch naß ist, Flecke von schwarzer Farbe, und bläset diese schwarzen Flecke von einander, damit sich das Schwarze in dem Rothen fein verliere. Nachdem macht man von Zinnober helle Blicke darein. Will man es noch besser haben, so lege man erstlich auf den bloßen Firniß Blattgold; sodann trage man die Farbe, wie ißt gedacht, auf, so wird das Gold sehr schön durchscheinen. 

Hierbei ist noch zu merken: 

1) Daß man die Farben aufs allerzarteste reiben muß; denn sonst wird es aussehen, als wenn kleiner Sand darunter wäre. 

2) Bei dem Auripigment und Rauschgelb muß man sich insonderheit mit dem Reiben in Acht nehmen, daß man nicht Staub, oder etwas in den Mund bekömme, oder in die Nase ziehe; weil es viel Ungelegenheit nach sich ziehen kann. 

3) Man muß nicht mehr Farben nehmen, als man zu verbrauchen gedenket, und geschwind verstreichen kann; denn sonst werden sie dick, und taugen nicht mehr. 

4) Die Gefäße, worein die Farben gethan werden, müssen rein seyn; deßgleichen die Pinsel jederzeit gereiniget werden. Dieses kann geschehen, wenn man dieselben in starken Branntwein thut, und darinnen sauber abwäschet. Es muß aber der Branntwein warm gemacht werden, weil sich die Lackfirnisse, welche warm tractiret werden, sonst coaguliren, wenn der Branntwein kalt ist. 

5) Die Farben, so man angestrichen hat, müssen allemal, ehe man sie von neuem überstreicht, recht getrocknet seyn. 

6) Man muß die angestrichenen Farben weder an starker Sonnenhitze, noch beim heissen Ofen, sondern nur in mäßiger Wärme trocknen lassen; denn sonst ziehen sich Blasen, oder die Farbe springt gänzlich ab. 

7) Wenn die Farben, so viel als nöthig, aufgetragen sind, muß man sie, so bald sie trocken sind, mit Schachtelhalm, oder geschwemmtem Trippel und Baumöle, oder mit zart pulverisirtem Bimssteine poliren, bis sie glatt werden und glänzen.