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134     Fünfter Abschnitt.

IV.

Von den Lackfirnissen, und deren Zubereitung.

Wir kommen nunmehr zu den Lackfirnissen, welche man brauchet, sowohl die Farben damit anzumachen, als auch die Sachen damit zu überziehen, und zu lackiren.  Weil aber zu den Lackfirnissen [[antiqua type]] Spiritus Vini, [[/antiqua type]] Leinöl, und allerhand Arten von Gummi genommen werden; so wird nicht undienlich seyn, dieselben überhaupt zu beschreiben, insbesondere aber von deren Zubereitung etwas zu gedenken.  Einen guten [[antiqua type]] Spiritum Vini [[/antiqua type]] aber, der gar kein Phlegma bei sich hat, machet man auf folgende Art: Man nimmt zu einer Kanne reinen Kornbranntweins 1 Pf. Potasche; davon schüttet man einen guten Löffel voll zum Branntwein, rüttelt solches stark und oft unter einander, und lässet es ein paar Stunden also stehen; hat es indessen Wasser gezogen, (welches sich ordentlich mit der Potasche auf den Boden des Glases setzet,) so giesst man es von dem gezogenen Wasser und der am Boden liegenden Potasche ab; hat es auch keines gezogen, so giesst man es doch ab, schüttet sodann wiederum eben so viel Potasche hinein, und giesst den gezogenen Spiritum immer ab, hält auch damit so lange an, bis die Potasche kein Phlegma mehr an sich ziehet, sondern ganz in dem Spiritu liegen bleibet, und solchen, alles Umrüttelns ungeachtet, nicht mehr trübe machet; alsdenn ist er recht, und so stark, dass er Pulver zündet.

Bei einigen Lackfirnissen pfleget man sich auch des Leinöls zu bedienen.  Will man das Leinöl läutern, so lässt man dasselbe in einem küpfernen Geschirre oder Topfe, und zwar so lange kochen, bis dasselbe eine Feder, oder vielmehr das Gefieder derselben anzündet.  Wenn das kochende Leinöl das Gefieder anzündet, so ist es gut.  Andere bedienen sich folgender Art: Man nimmt recht reines und durchsichtiges Leinöl 4 Pfund, thut solches in einen ganz neuen Topf, so, dass derselbe ohngefähr um die Hälfte damit angefüllt wird, setzet den Topf mit dem Leinöl an gelinde Kohlen, jedoch so, dass die Kohlen nicht genau an dem Topfe liegen, sondern etwas davon rings herum geleget werden: so wird das Leinöl in einer halben Stunde anfangen ein wenig zu rauchen.

Bei diesem gelinden Rauche muss es auch erhalten werden; doch muss man wohl zusehen, dass es nicht siede.  Wenn nun auf solche Art das Leinöl auf die neun Stunden bei dem Feuer gestanden hat, kann man die Probe folgender Gestalt machen: Man nimmt einen hölzernen Spatel, tunket denselben in das Leinöl, und tröpfelt damit auf auf einen kalten Stein; anstatt nun, da das Leinöl vorher ganz dünne wie Wasser war, so muss es nach dem gedachten Abrauchen wie ein Honig seyn; und in dieser Gestalt ist es gut.  Sollte es aber in diesen 9 Stunden noch nicht so stark worden seyn, so kann
man