Viewing page 411 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

Anweisung zu lackiren.    135

man es noch länger verrauchen lassen, bis es die gehörige Dicke hat, und braucht man sich desfalls an keine gewisse Zeit, so es beim Feuer stehen muß, zu binden.  Ist es fertig, so gießet man das abgerauchte Leinöl in ein reines Glas, und hebet dasselbe wohl verbunden zum Gebrauche auf.

Endlich brauchet man verschiedene Gummata zu den Lackfirnissen; deßwegen wollen wir von den vornehmsten, sowohl was deren Beschaffenheit, als auch deren Zubereitung betrifft, eines und das andere anführen.  Zuförders muß ich des Gummi Kopals erwähnen, welcher häufig zu den Lackfirnissen genommen wird, und denselben einen vortreflichen Glanz giebet.  Dieser Gummi Kopal, welcher sonst auch Pankopal genennet wird, kömmt aus Neuspanien, oder Westindien, und ist, nach dem Berichte einiger berühmten Schriftsteller, nicht von einerlei Art: die eine Art soll auf einem Baume, der lange und ziemlich breite Blätter hat, auch Früchte wie Gurken trägt, wachsen; die andere Art soll von einem großen Baume, wenn derselbe geschälet oder dessen Rinde geritzet wird, wie ein Harz rinnen.

Jener soll besonders schön, aber auch sehr kostbar, und auswärts selten unverfälscht zu haben seyn, indem sich die Indianer dessen auch zum Rauchwerke in ihren Götzentempeln bedienen.  Unter denen Sorten aber, welche von diesem Gummi Kopal zu haben sind, muß derjenige, welchen man zu Lackfirnissen brauchen will, in fein großen Stücken bestehen; er muß ganz hell, klar und durchsichtig seyn, inwendig keine braune oder gelbe Flecke, und auswendig keine unreine Schaale haben.  Wiewohl, wenn man ihn nicht so vollkommen schön haben kann, ist es auch gut, wenn er nur inwendig rein ist; die äußerste unreine Schaale kann man auf folgende Art wegbringen: Man nimmt diejenigen Stücke, welche eine unreine Schaale haben, thut solche in warm Wasser oder Lauge, da sie denn allmählich weich werden; doch muß man zusehen, daß sie nicht gar zu weich werden.

Alsdenn kann man die äußerliche unreine Haut ganz sauber abschaben.  Ferner wäscht man ihn mit reinem kaltem Wasser, und wischt ihn wiederum mit einem reinen Tuche ab; dann läßt man die Stücke wohl trocken werden, damit man sie hernach zu der Soluzion stossen und pulverisiren kann.  Sollten sich die Stücke nicht alle vollkommen reinigen lassen, so lese man die reinesten aus zu dem Lackfirnisse, die andern, so noch etwas unrein sind, kann man mit zu Lackfirnissen unter und auf allerhand Farben gebrauchen, wo man nur einen guten Glanz, nicht aber eine völlige Klarheit vonnöthen hat.

Der Gummi Kopal ist etwas schwer aufzulösen, weil er, nach dem Berichte unterschiedlicher Chymiker, eine ziemliche Menge wäßrichter Theilchen in sich hat, wodurch
der