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Einfluß übt und so das Gebiet der Untersuchung eingeschränkt. Le Monnier zeigt, daß hohle und massive Leiter sich in bezug auf die elektrische Ladung ganz gleich verhalten und schränkt dadurch die Untersuchung auf die Abhängigkeit der Ladung von der Größe und Form der Oberfläche ein.
Die Beseitigung dessen, was die zu verfolgende Abhängigkeit verdeckt oder stört, ist ungemein wichtig. Bei Untersuchung der Spiegel- und Linsenfehler blenden Foucault und Toepler das regelmäßig reflektierte und gebrochene Licht ab und es gelangt nur das von den Fehlern herrührende, nun nicht mehr von anderem überdeckte Licht zur Wahrnehmung, wodurch eine der feinsten optischen Methoden gewonnen ist.
Große Experimentatoren haben stets die Anordnung ihrer Versuche so vereinfacht, daß nur das zu Untersuchende sich äußerte und alle übrigen Einflüsse unmerklich werden. Man beachte z.B. die geniale Art, in welcher Ramsden die thermische Längenausdehnung der Stäbe bestimmt, und die nicht minder sinnreiche Methode von Dulong und Petit zur Bestimmung des kubischen Ausdehnungskoeffizienten des Quecksilbers nach dem hydrostatischen Prinzip. Die Schriften der großen Forscher sind reich an Mustern dieser Art.
Die Kapitel über das Gedankenexperiment, über die Leitmotive des physischen Experimentes, über Ähnlichkeit und Analogie als Leitmotive der Forschung, über die Hypothese, das Problem, die Voraussetzungen der Forschung gehören so wie die Beispiele von einzelenen Forschungswegen zu den interessantesten Kapiteln dieses wunderbaren Buches, das mit einer außerordentlichen Weite des Gesichtskreises, mit einer ungeheuren Fülle von Tatsachen eine unendliche Tiefe des Blickes verbindet.
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Als Mach dieses Buch schrieb, war seine Autorität schon fest gegründet; er hat aber lang genug auf Anerkennung und Erfolg warten müssen. Als sein Buch "Die Mechanik in ihrer Entwicklung" erschien, fand es nur wenig Anklang, aber vielfachen entschiedenen Widerspruch. Nur wenige Freunde, vor allem Ingenieur Josef Popper-Lynkeus, interessierten sich für die geäußerten Gedanken und ermunterten den Autor. Nicht viel besser erging es Mach mit seiner "Analyse der Empfindungen". Er wurde vielfach mißverstanden und fand eine zahlreiche Gegnerschaft. In seinem Alter hat sich sein wissenschaftlicher Ruf rapid gesteigert, und zwar nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika, selbst in Japan. Seine Auffassung des Ich-Problems, die ja eine vollständige Annullierung des Ichs ist, hat ihm selbst in Indien, wo seit vielen Jahrhunderten im Buddhismus eine analoge Auffassung herrscht, Anhänger geworben, was ihn vielleicht ebenso gefreut hat, wie seinerzeit Schopenhauer die Entdeckung, daß die Grundlagen seiner Lehre in den Upanishads enthalten seien.
Obwohl es Mach gerade in der Philosophe nicht an Gegnern fehlt, so erscheint doch kaum ein modernes philosophisches Werk, das nicht auf Machs Ansichten, zustimmend oder widersprechend, Bezug nimmt. Selbst der Metaphysiker Eduard v. Hartmann zitiert Mach in seinem Werke, das die philosophischen Grundlagen der Physik behandelt, öfter als irgend einen anderen Autor.
Autoren auf sehr verschiedenen Gebieten haben ihm Werke, in denen sie sich auf seine Ideen stützen, gewidmet. So Ostwald seine "Naturphilosophie", Petzold sein "Weltproblem", Kleinpeter seine "Erkenntnistheorie der Naturforschung der Gegenwart", Ludo Hartmann seine "Historische Entwicklung".