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Vierter Abschnitt.

I.
Von der rothen Farbe für die Malerei.

Die rothe Farbe ist eine Hauptfarbe.  Sie ist lebhaft, und hat viel Glanz.  Man hat vielerlei Gattungen davon: den Karmin, Zinnober, Mennige, Lack, Braunroth u. s. w. Durch das Brechen verändert man diese Arten mit anderen dunklen, oder hellen Farben.  Die rothe Farbe wird wie fast alle Farben aus dem Mineral = und Pflanzenreiche gezogen.  Diejenige, welche man aus dem Mineralreiche erlangt, ist beständiger, ausgenommen jene, die aus Cochenill; als der Karmin, und der Lack, bereitet wird.  Das Quecksilber, Blei, und das Eisen sind die Mineralien, welche das Roth liefern.  Das Brasilienholz giebt zwar auch einen rothen Lack, allein die Farbe ist unbeständig.

Man bemerkt aus physikalischen Versuchen, dass das alkalische Salz dem Rothen eine Violetfarbe gebe, und dass die Säure gewisse blaue Farben, so wie das Violet, und einige schwarze, roth färben.  Viele Materien bekommen im Feuer eine rothe Farbe, welche endlich, wenn das Feuer zu heftig wird, in das Schwarze ausartet.

II.
Karmin.

Der Karmin ist eine Gattung der allerschönsten, und theuersten rothen Farbe, die in den Purpur, und Scharlach fällt.  Der ächte Karmin ist ein überaus zartes Pulver, welches auf dem Boden des Wassers zurückbleibt, worinn man Cochenille, Chonan, und Autour weichen lassen, und gut untereinander vermischt hat.  Manchmal thut man auch wohl Rocku dazu; allein es wird davon allzupommerauzenfärbig.

Die Art der Bereitung des Karmins aus der Cochenille ist folgende: Man nimmt 2 Loth Kochenille, stösst sie ganz klein, und läutert sie durch ein kleines Sieb.  Alsdenn nimmt man einen ganz reinen verzinnten und mit einem Deckel versehenen Kessel so, dass keine Asche, oder andere Unreinigkeit dazu kommen kann.  In diesen Kessel giesset man 12 bis 14 Maass reines Quell = oder Regenwasser, setzet ihn zum Feuer, und lässt das Wasser nicht so stark kochen, dass es grosse Blasen aufwerfe, sondern nur so mässig, dass man
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