Viewing page 97 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

[[preprinted]]
Von der rothen Farbe für die Malerei.        93

und man belegt damit einen Platz, etwa einer Hand breit, auf einem etwas abhängig gelegten Papier, worauf die Anlegung von oben herunter, jedoch mit untereinander erfolgten horizontalen Pinselstrichen, und mit voller Farbe geschieht, und man erblickt, wenn der angelegte Platz ganz trocken geworden, hin und her abstehende dunkle Farben, so ist der Karmin auch nicht gut.  Sind aber keine Flecke vorhanden, alsdenn ist er gut.

III.
Florentinerlack, Karminlack.

Es führet dieses Roth den Namen Florentinerlack, weil er ehedem aus Italien von Florenz über Venedig nach Frankreich, und Deutschland gebracht wurde.  Itzt wird er aber auch in, und ausser Deutschland, als in Paris, Berlin, Wien, and Venedig verfertigt, und noch besser zugerichtet, als der von Florenz, worunter der Wiener, und Berlinerlack die vorzüglichsten sind.  Es ist eine hochrothe Malerfarbe, wovon es verschiedene Arten giebt: 1tens eine feine, zerbrechliche, zarte, und leichte Art, welche hochroth ist, 2tens sind die übrigen Arten mit Gummi, und andern Dingen vermischt, daher etwas fester und haben eine dunkle Purpurfarbe.  Das wahre Lack besteht aus einer Masse, die aus weissem Fischbein, und einer rothen Tinktur verfertiget wird.  Die letztere Art zieht man aus der Cochenille, Fernambuck, und Brasilienholze, Alaun, und Arsenik vermittels einer starken Lauge.  Diese Mischung wird zu kleinen Tafeln oder Kugeln gebildet.  Einige machen auch diesen Lack von Brasilienspänen, allein er hat nicht die hohe rothe Farbe, die an dem eigentlichen Lack bemerket wird.  Auch verschiesst seine Farbe, und neiget sich zur Violetfarbe.  Man kann auch dadurch den Lack verfälschen, oder untauglich machen, wenn er zu viel Körper von dem Fischbeine erhält, welchen Fehler man im Reiben, und durch das Oel, womit der Lack gerieben wird, erkennt.

Der feine Florentinerlack ist mit Cochenille gemacht, von welchem man bereits zuvor Karmin verfertiget hat.  Das grobe Ueberbleibsel, das in dem Kessel sich noch befindet, wenn man den Karmin herausgezogen hat, dienet hierzu.  Man giesst zu diesem Ende eine gewisse Quantität Wasser auf diesen Satz, lässt ihn von neuem aufkochen, und wirft gleich bei dem ersten Aufwallen Alaunerde, pulverisirte Fischbeine, oder kalzinirten Kalkstein, oder eine andere selbstbeliebige weisse Erde hinein, deren Gewicht verschieden ist, je demnach man die Farbe mehr, oder weniger sättigen will.  Man nimmt hierauf das Gefäss vom Feuer herab, lässt alles recht zu Boden fallen, giesset sodenn das Wasser langsam ab, und schüttet wieder frisches darauf, um das zu Boden Gefallene auszuwaschen.  Diese Arbeit wird so oft wiederholet, bis dieser Satz vollkommen von allen salzigen Theilen befreiet, und abgesüsset worden, welches man daran erkennt, wenn der Satz, oder die Farbetheilchen recht schnell zu Boden fallen.  Dieses öftere Waschen ist unentbehrlich nothwendig; denn wenn die salzigen Theilgen nicht fortgeschafft würden, so würden
[[/preprinted]]

Transcription Notes:
symbol that looks like a "k" actually stands for "tz". What looks like a capital R is actually a capital K.