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Von der rothen Farbe für die Färberei.        107

und wenn das Wasser anfängt zu kochen, so färbt man alsdenn das Zeug, wie oben bei dem Cochenillenscharlach.

IV.

Unächte Scharlachfarbe aus Brasilienholz.

Alle Arten des Brasilienholzes geben eine ziemlich schöne Farbe, man mag sie allein brauchen, oder mit Campecheholz, und andern färbenden Materialien vermengen.  Bei dem unächten Violet, thut man ein wenig, Brasilienholz zu dem indianischen; bei dem Steingrau aber, welches, so wenig, als es auch seyn mag, ins Rothe fällt, nimmt man viel mehr.  Bisweilen thut man nur ein wenig Galläpfeln zum Brasilenholze, und macht es mit Vitriol dunkel; oft setzt man etwas indianisches Holz, Orseille, oder eine andere Materie hinzu, nachdem die Schattirung ausfallen soll.  Hieraus erhellet, daß sich von dieser Arbeit keine gewisse Vorschrift geben läßt, weil fast unzählig viele Schattirungen aus einerlei Vermischung entstehen.

Die natürliche Farbe des Brasilienholzes zu der es auch am meisten gebrauchet wird, ist der unächte, und sogenannte Holzscharlach, welcher zwar schön wird, und auch Glanz hat, aber doch am Glanze dem Schlarlache mit der Cochenille oder dem Gummilack weichet.

Die Farbe aus diesem Holze zu ziehen, bedient man sich des härtesten Brunnenwassers, welches die Seife nicht auflöset.  Flußwasser thut dieß bei weitem nicht.  Wenn man auf dieses kleingeschnittene Holz Wasser gegossen, und solches 3 Stunden lang hat kochen lassen, gießt man es in ein Faß; auf das Holz gießt man frisches Wasser, läßt es noch 3 Stunden kochen, und gießt es zu dem ersten.  Diese Farbe, welche man Holzsuppe nennet, muß alt seyn, und gegohren haben, und sich wie ein fetter Wein ziehen lassen, ehe man sich ihrer bedienet.  Um ein lebhaftes Roth daraus zu erhalten, muß das Zeug mit den Salzen des ordentlichen Absudes versehen werden; der Alaun aber muß dabei die Oberhand behalten; denn der Weinstein allein ist der Schönheit dieser Farbe sehr nachtheilig, sowohl, als die sauren Wässer.  Man thut also in die Brühe für jedes Pf. Waare 6 bis 8 Unzen römischen Alaun, aber nur 2 Unzen, ja noch weniger Weinstein.  Die Wolle siedet drei Stunden darinn, worauf man sie gelinde ausdrücket, und solchergestalt befeuchtet, an einem frischen Orte wenigstens 8 Tage lang erhält, damit sie durch diese Salze zur Annehmung der Farbe wohl zubereitet werden.  Nachdem dieses erste grobe Zeug gefärbet ist, gießet man frische Holzsuppe, nur halb so viel, als das erstemal in den Kessel, und läßt darinn ein anderes, ebenfalls durch die Salze zubereitetes Zeug gehörig sieden.  Beide Zeuge müssen ungefähr 2/3 von der Brühe ausziehen.

Wenn die Farbe der Brühe solchergestalt geschwächt ist, nimmt man das Zeug, welches 8 bis 10 Tage in dem Sude geblieben ist, und führet es darinn wohl herum, ohne die Brühe zum allzustarken Sieden zu bringen, bis das Zeug recht gleichförmig gefärbet ist.

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