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108 Vierter Abschnitt

ist.  Man muß aber von Zeit zu Zeit einen Zipfel dieses Zeuges ausdrücken, um seine Farbe zu beurtheilen; denn es scheint dasselbe, wenn es naß ist, wenigstens drei Schattirungen tiefer, als nachdem es getrocknet ist.  Auf diese Art, die zwar etwas langweilig ist, erhält man eine sehr schöne lebhafte rothe Farbe, und machet gewisse Farben vollkommen nach, welche die Engländer unter dem Namen des Campechescharlachs verkaufen, welche bei den Prüfungen vermittels des Absiedens nicht besser aushalten, als diese, nur daß sie leicht scheinen mit Färberröthe geröthet zu seyn.  Dieses Roth, welches Herr Hellot zuerst zu verfertigen gelehrt hat, widersteht der Luft 3 bis 4 Wintermonate, ohne etwas von seiner Schattirung zu verlieren; es wird vielmehr dunkler, und scheinet einen tiefen Grund zu bekommen, dem Absieden mit dem Weinsteine aber widersteht es nicht.

Einige Schönfärber bedienen sich des Brasilienholzes, die rothe Farbe der Färberröthe zu erhöhen, um sowohl diese Wurzel zu sparen, als auch ihrer Farbe mehr Lebhaftigkeit zu geben.  In dieser Absicht bringet man das Zeug, welches mit Färberröthe angefangen ist, in eine Brasilienholzbrühe; allein die Verordnungen untersagen dieses ausdrücklich.  Denn die erste Farbe, welche man aus dieser Holzsuppe ziehet, ist niemal fest.  Sind aber die ersten groben Theile dieser Farbe von gemeinen Zeugen weggenommen worden; so vermengen sich die zurückbleibenden feineren mit den gelben Theilen, welche der blos holzige Theil giebt, davon denn ein viel festeres Roth entsteht.

Will man eben nicht ein glänzend Roth aus dem Brasilienholze ziehen, so giebt Herr Hellot folgendes Verfahren an, daß man die daraus erhaltene Farbe dergestalt befestigen kann, daß sie sich nach 30tägiger Aussetzung an die Sonnenstrahlen zur Sommerszeit nicht verändert hat.  Die Arten von Farbe aber sind Kaffee- und in Purpur fallendes Kastanienbraun.  Zur Verfertigung derselben, läßt man das Zeug mit dem Sude befeuchtet 14 Tage im Keller liegen.  Man füllet den Kessel bis auf zwei Drittheile mit Brunnenwasser, und mit Brasilienholzsuppe, wozu man 2 Loth zart gepulverte Galläpfel auf 1 Pf. Zeug, wie auch 1 Loth arabisches Gummi thut.  Dieses lässt man bis 2 Stunden kochen, je demnach die Schattirung dunkel seyn soll, und lüftet von Zeit zu Zeit den Zeug.  Hat er die verlangte Farbe, so läßt man ihn verkühlen, ehe er gewaschen wird.

Da man mit dem Fernambuckholze keine gute, oder ächte und dauerhafte Farbe zu Stande bringen kann, so ist dasselbe, wie erwähnet wurde, in den französischen Reglement verworfen, und zu guten und ächten Farben zu gebrauchen, verboten worden, wie denn fast alle andere Farbehölzer ein gleiches Schicksal gehabt haben.  Herr von Justi aber ist durch seine Versuche auf das vollkommenste überzeugt worden, daß sich sowohl aus dem Fernambuck, als allen andern Farbehölzern nicht allein schöne, sondern auch recht ächte, und dauerhafte Farben hervorbringen lassen.