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114       Vierter Abschnitt.

Anzumerken ist:  Ehe man den Zinnober in die Masse einrühret, muss man ihn mit einem feinen Weingeist auf einem Marmorstein überreiben, doch also, dass er nicht fliesse, oder man damit malen könne, sondern nur, dass er in einer Viertelstunde eben so sey, wie etwas angefeuchtetes, das nicht stäuben soll.  Hiedurch bekömmt der Zinnober eine hohe Röthe, und das Wachs einen guten Fluss im Siegeln; und wenn man in diesen Weingeist ein Quentel Judenweihrauch (storax calamita) vorher auflöset, so hat das Wachs im Siegeln einen angenehmen Geruch.  Man muss hiebei auch merken, dass man keinen andern, als den hellen venedischen Terpentin nehmen soll.  Auch muss man kein Geigenharz nehmen, sondern anstatt dessen, wenn ja das Siegelwachs von schlechter Gattung oder etwas wohlfeiler werden soll, lieber ein wenig weisses Kübelpech dazu wählen.  Der Schellack aber muss doch immer die Oberhand behalten, sonst kann das Siegellack auf dem Papier ohnmöglich fest halten.  Auch an dem Zinnober lässt sich nicht wohl etwas ersparen, wenn man etwa Mennig dafür einmischen wollte; es würde alles damit verdorben werden.

XI.
Rothe Dinte.

Man kocht 6 Loth zart geraspelte Fernambuckspäne mit 1 Seidel halb Essig, halb Wasser.  Unter dem Kochen rührt man ein Quentel Alaun darein, und wenn alles recht schön roth geworden ist, so seihet man die Farbe durch ein Leinentuch ab, und schüttet sie wieder in das vorige Gefäss.  Hierauf reibet man ein Quentel Cochenille mit dieser Farbe, und mit noch 1 Quentel Alaun zart ab, thut solches in diese Farbe, lässt sie hierauf noch eine halbe Stunde dämpfen, endlich abkühlen, und schüttet sie in ein Glas, und man erhält wie Carmin rothe Dinte.  Sie dienet auch zum Illuminiren.

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Transcription Notes:
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